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Sinus-Milieus
Sinus-Milieus sind soziokulturelle Lebenswelten, die Menschen mit ähnlichen Werten, Lebensstilen und sozialen Lagen gruppieren. Sie bieten eine detaillierte und differenzierte Sicht auf die Gesellschaft jenseits traditioneller sozialer Klassen. Für die Arbeit zum Thema Junge Erwachsene sind sie interessant, um zielgerichtete Ansprache und passgenaue Angebote umzusetzen. Diese Milieus helfen, die Bedürfnisse, Interessen und Mediennutzungsgewohnheiten junger Menschen besser zu verstehen und darauf basierend effektivere Kommunikations- und Interventionsstrategien zu entwickeln. Dadurch kann man die Zielgruppen spezifischer und erfolgreicher erreichen.
Diese Seite gibt eine Übersicht auf Basis der Infopakete „Religiöse Kommunikation“ (2022) und „Basis“ (2023).
Die Altersstufen, die in den Infopakten angeben werden, sind relativ grob. Junge Menschen sind hier < 30 Jahre. Es gibt in den jeweiligen Milieus also noch mehr Menschen, die zur Zielgruppe Junge Erwachsene passen, auch wenn in der Übersicht nur dieser jüngere Anteil genannt wird. Darüber hinaus entwickeln sich die Anteile immer weiter, das heißt die Daten, auf denen die Pakete basieren, weichen etwas voneinander ab.
Diese Grafik ist einbebunden von der Seite des SINUS-Instituts. Dorf findt ihr auch eine interaktive Version der Abbildung.
Jugendliche Lebenswelten
Da die Jugendlichen „von gestern“ zu den Jungen Erwachsenen „von heute“ werden, lohnt sich ein Blick auf die Jugend-Milieus zum Vergleich:
Diese Grafik ist einbebunden von der Seite des SINUS-Instituts. Dorf findt ihr auch eine interaktive Version der Abbildung.
Bei den jugendlichen Lebenswelten sind an der y-Achse die Bildungsniveaus aufgetragen, während bei den älteren Lebenswelten gesellschaftliche Schichten eine der Milieu-Dimensionen darstellen. Auch die Grundorientierungen sind andere.
Es gibt mehrere Gründe für das unterschiedliche Aussehen der Lebenswelten:
die Milieus ändern sich entsprechend der Entwicklung der Gesellschaft mit der Zeit
die Dimensionen unterscheiden sich: Bildung und Schicht korrelieren zwar, sind aber nicht dasselbe → bei gleicher Datengrundlage werden die Milieus anders angeordnet, wenn andere Achsen verwendet erden
die Jugendmilieus schließen nur einen spezifischen, kleinen Anteil der Gesellschaft ein → Orientierungen in der Jugend lassen sich nicht direkt auf die Orientierungen Jungen Erwachsenen wenige Jahre später übertragen
Im Vergleich zu den älteren Milieus sind bei den Jugendmilieus folgende weggefallen/ in anderen Milieus aufgegangen: Konservativ-Gehobenes Milieu, Nostalgisch-Bürgerliches Milieu, Postmaterielles Milieu und das Milieu der Performer.
Dafür gibt es bei den Jugendmilieus ein größeres Traditionell Bürgerliches Milieu und ein großes Adaptives Milieu. Neu ist ein Milieu der Experimentalisten.
Milieus zusammengefasst
Milieu
Beschreibung
Wachstum
Junger Anteil
Religionsgemeinschaft
Expeditives Milieu
ambitionierte kreative Bohème
+++
42%
++
Neo-Ökologisches Milieu
progressive Realisten
++
35%
+
Milieu der Adaptiv-Pragmatischen Mitte
moderner Mainstream
+
25%
+
Milieu der Performer
effizienzorientierte und fortschrittsoptimistische Leistungselite
+
24%
++
Konsum-Hedonistisches Milieu
auf Konsum und Entertainment fokussierte (untere) Mitte
26%
++
Postmaterielles Milieu
engagiert-souveräne Bildungselite mit postmateriellen Wurzeln
15%
Konservativ-Gehobenes Milieu
alte strukturkonservative Elite
13%
+
Nostalgisch-Bürgerliches Milieu
harmonieorientierte (untere) Mitte
9%
+
Prekäres Milieu
um Orientierung und Teilhabe bemühte Unterschicht
8%
+
Traditionelles Milieu
Sicherheit und Ordnung liebende ältere Generation
4%
+++
* Angehörigkeit einer Religionsgemeinschaft, nicht-christlich eingeschlossen. Anteil Deutschland unter 50%, in Sachsen ca. 20%. Sinken aktuell besonders in den jungen Milieus stark.
Wesentliche Aspekte dieses Überblicks:
Junge Menschen auf alle Milieus verteilt, auch solche, die mit älteren Menschen assoziiert sind
auch Kirchenmitglieder sind auf alle Milieus verteilt
Junge Milieus haben die größte Wachstumsprognose. Konsum-Hedonistisches Milieu, was einem verbreiteten Bild der Jungen Generationen entspricht, stagniert
Milieu mit dem größten Anteil Kirchenglieder hat nur einen sehr geringen Anteil Junger Menschen
Milieus im Fokus
Traditionelles Milieu
Treueste Anhänger der Kirche
Dominieren das kirchliche Leben vor Ort
Bevorzugen traditionelle Botschaften
Suchen Verlässlichkeit und Sicherheit
Wollen Bewährtes und Überliefertes bewahren
Expeditives Milieu
Vorreiter eines modernen Lebensstils
Glaube als individuelles Konzept, wenig Bezug zu traditionellen Religionen
Schätzen Religion als ethische Haltung und wegen der Gemeinschaft
Offenheit für Vielseitigkeit und Kreativität
Traditionelle Gottesdienste gelten als langweilig
Interesse an monastischen Gebetstraditionen und exotischen religiösen Praktiken
Jugendliche lehnen religiöse Moral ab
Konsum-Hedonistisches Milieu
Ablehnung der Kirche: Kirche als bürgerlich, spießig und genussfeindlich wahrgenommen.
Existenzielle Fragen: Komplexität des Lebens, Sinn von Krankheit, Älterwerden, Tod.
Gott als Konzept abgelehnt: Kirche verteidigt überholte Normen, Gott wird diskreditiert.
Suche nach Alternativen: Orientierung eher bei esoterischen oder Ratgeber-Angeboten.
Negatives Kirchen-Image: Gottesdienst als uninspirierte „Alte-Leute-Treffen“.
Jungendliche finden Religiöse Moral anziehend
Neo-Ökologisches Milieu
Fokus auf „gutes Leben“, Kontemplation, Naturverbundenheit
keine Erwartungen an die Kirche
meiden religiöse Kommunikation bewusst
Starr oder ideologisch wirkende Botschaften kommen nicht gut an → Besser Impulse, die Aspekte des „guten Lebens“ betonen, wie Kontemplation und Korrespondenz mit der Natur
Milieu der Adaptiv-Pragmatischen Mitte
Verhältnis zur Kirche: Distanziert bis gleichgültig, kaum Berührung mit der eigenen Lebenswelt
Religion als Brauchbarkeit: Religion und Gott primär unter dem Gesichtspunkt der praktischen Nützlichkeit
Wenig Reflexion über die Institution Kirche oder gesellschaftliche Wirkungen des Glaubens.
Kirche wird respektiert, spielt jedoch im Alltag kaum eine Rolle
Religiöse Themen und persönliche Bindung zur Kirchengemeinde sind wenig präsent → Religiöse Erziehung: Möglich, aber nicht notwendig
Gottesdienste: Steife Sprache, starre Liturgie und altertümliche Musik schaffen Distanz → Nur wenige schöpfen Kraft aus Gottesdienstbesuchen
Prekäres Milieu
leben oft in sozial und finanziell schwierigen Verhältnissen
zwischen Pragmatismus und Hoffnungslosikeit
Kirchlich unverbunden oder kritisch
Institution und Gottesdienste wirken auf sie abgehoben → weite entfernt von eigener Realisät
wenig religiöse Bildung
Nutzen Dienstleistung von kirchlichen Träger
Dankbarkeitserwartungen wirken abstoßend
Milieu der Performer
In den Jugendmilieus nicht enthalten
stehen der Kirche kritisch und emotionslos gegenüber
betrachten sie primär als einen Traditionsverein, den sie persönlich nicht benötigen, der aber gesellschaftlich relevant ist
Religion wird daraufhin geprüft, ob sie fortschrittsfeindlich ist und dem geforderten gesellschaftlichen Wandel im Wege steht
Kirchliche oder religiöse Themen können relevant werden, wenn sie für Selbstoptimierung oder als Faktoren im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben wahrgenommen werden.
Quellen und Literaturhinweise
Die Sinus-Milieus® in Deutschland Infopaket „Basis“ 2022/2023
Die Sinus-Milieus® in Deutschland Infopaket „Religiöse Kommunikation“ 2022